Nachrufe

Wir erinnern auf dieser Seite an Siloahner*innen, die leider zu früh von uns gegangen sind. Jeder hat die Möglichkeit einen Nachruf zu verfassen um das Leben eines verstorbenen Menschen zu würdigen.

• Jürgen Pfefferlein •
Schon wieder müssen wir endgültig Abschied nehmen von einem unserer „ganz alten Hasen“, denn vor ein paar Tagen ist Peter Tiller in Großhadern an einem Krebsleiden verstorben. Peter hatte praktisch von Anfang an zu unserem Kreis gehört, war ein alter Bekannter (Spastikerzentrum) unseres Gründervaters Gert Gruber gewesen und schon in den 70er- und 80er- Jahren oft eine willkommene Bereicherung für unser Zusammenleben bei Veranstaltungen, an Wochenenden und auf Reisen. Peter hat jedes Jahr am Adventswochenende in der Langau teilgenommen.

Neben seinem musikalischen Interesse (Beethoven) und Talent – wem kämen nicht sofort seine Jodler in den Sinn, aus dem Rollstuhl aufgerichtet mit seiner ganz eigenen Mischung aus Ernsthaftigkeit und Gaudi vorgetragen – war eine der kennzeichnenden Eigenschaften von Peter sein erfrischender Sinn für Humor. Er sagte aber auch deutlich, wenn ihm etwas nicht gefiel oder zu kindisch war. Zum Beispiel konnte es ihm die Laune etwas verderben, wenn despektierliche Äußerungen über „seinen“ FC Bayern fielen. Er konnte über Spiele(r), Taktik und Vereinsleben ausführlich berichten – seine Sehkraft war sehr stark beeinträchtigt, aber das hinderte ihn nicht daran, als langjähriges Mitglied regelmäßig im Stadion dabei zu sein.

Peter war ordentliches Mitglied im Siloah und hat regelmäßig an den jährlichen Mitgliederversammlungen teilgenommen. Er war „halt einfach ein Typ“, lebte sehr stark in seiner eigenen Welt – war aber gewiss kein Eigenbrötler -, und es tut weh, dass er nie mehr in Siloah auftauchen wird – er hatte es nicht leicht im Leben und gerade in den letzten Jahren zunehmend auch gesundheitliche Probleme.
Und deshalb können wir jetzt auch dankbar sagen: Servus, Tillus, du hast’s geschafft.

Winfried Müller, von allen nur Winni genannt, war ein Siloah-Urgestein. Viele Jahre war er gern gesehener Gast im Siloah, der immer mit einem verschmitzten Lächeln dabei war und viel Freude am Programm hatte. Winni war gern im Siloah, er fühlte sich wohl und das Essen schmeckte ihm immer – was er die Köch*innen auch jedes Mal wissen ließ.

Seine Freundlichkeit, seine Dankbarkeit, seine Lebensfreude, seine Bescheidenheit, sein Humor und seine angenehme Art machten ihn sehr beliebt und er schloss viele Bekanntschaften und Freundschaften im Siloah. Bei seinen Besuchen hatte er verschiedene Assistent*innen dabei, von denen er einige auch so für Siloah begeistern konnte, dass auch sie aktive Besucher*innen im Siloah wurden. Winni war ein Familienmensch und zu Recht sehr stolz auf seine Kinder, die ihn sehr unterstützten und auch wichtige Aufgaben im Siloah übernehmen.

Im Sommer lud er gern zu sich nach Hause zur Gartenparty ein, denn Winni feierte gern und war sehr gastfreundlich – auch zeigte er gern anderen, dass er selbstbestimmt so wohnte, wie er es wollte.

Gesundheitlich musste er leider immer wieder kämpfen, so gern wäre er 100 Jahre alt geworden und wir hätten ihm sehr gewünscht, noch viele Nachmittage auf seiner Terrasse, Abende im Siloah und Reisen mit der Gruppe zu erleben.

Siloah ohne Patrick ist einfach schwer vorstellbar! Das unterschreiben sicher alle, die ihn kennen – und das sind im Grunde alle, die mal im Siloah waren. Denn Patrick war einer unser treuesten und eifrigsten Siloah-Besucher, der schon seit Jahrzehnten zum festen Kern gehörte.

Ob dienstags oder freitags, ob Infoveranstaltung oder Party, Patrick war vielseitig interessiert und immer gern dabei. Er war offen für die verschiedensten Themen und konnte zu vielem auch selbst etwas beitragen. Auf Siloah-Reisen lernte er ganz Deutschland und die halbe Welt kennen und hatte hier immer Assistent*innen dabei, die ihn gern mit Freude dabei unterstützten. In Patricks Nähe hielt man sich immer gern auf, er war warmherzig, unkompliziert und fröhlich. Wenn man auf Reisen morgens in sein Zimmer kam, schallte einem oft schon ein Lachen entgegen.

Seine Lebensfreude drückte sich auch in der Liebe zur Musik aus – bei den Partys war er meist auf der Tanzfläche zu finden und hatte auch immer Musikwünsche dabei. Eine ordentliche Prise Humor gehörte für Patrick zum Leben dazu, so war beispielsweise ein „running gag“ seine Weihnachtsversion von „Mein kleiner grüner Kaktus“: der war bei ihm „Mein kleiner grüner Christbaum“ und so durfte das Lied auf keiner Weihnachtsfeier fehlen. Unvergessen sind auch seine tollen Faschingskostüme, mit denen er jedes Jahr aufs Neue bei der Kostümprämierung punktete. Unser Patrizio wird uns unglaublich fehlen.

• Siloah •
Ilse war ohne Übertreibung eine Institution im Siloah, sie war schon seit den Anfängen dabei, seit den Gründungstagen der Fördergemeinschaft Cunit in den frühen 80er Jahren. Ihr Weg führte sie über den Arbeitskreis Behinderte (AKB) zum Verein, viele Jahre verkaufte sie dort auch voller Eifer das „AKB-Bladl“ – kaum jemand konnte ihr wohl ausschlagen, ein Exemplar zu kaufen. Im Begegnungsladen war sie nie nur Konsumentin, sondern immer aktiv und interessiert an der Weiterentwicklung des Vereins. Seit 1987 leitete sie ohne größere Unterbrechung die monatliche Töpfergruppe, eine feste Konstante im Siloah-Programm. Andere „Bazler*innen“ unterstützten sie tatkräftig, doch Ilse war ganz klar „der Boss“, schließlich war das Töpfern auch ihr Beruf in der Pfennigparade. Doch nicht nur hier brachte sie sich ein, sie war auch sonst eine sehr regelmäßige und treue Besucherin, sei es dienstags oder freitags, zudem sehr reiselustig und immer gern mit Siloah unterwegs. Im Aktiventreff brachte sie sich mit vielen Ideen und Kontakten ein, schließlich war sie bekannt wie ein bunter Hund. Bei Parties und Feiern fehlte sie nie und war meist auch auf der Tanzfläche zu finden. Oft war sie die letzte, die nicht nach Hause gehen wollte, bis sie nicht jemand daran erinnerte, doch so langsam mal ein Taxi zu bestellen. Ihre Meinung hat Ilse immer ungefiltert kundgetan und eckte durchaus auch mal an, sie war eben ein Mensch mit Ecken und Kanten. Doch immer war sie auch Optimistin, die bis zuletzt die Hoffnung hatte, ihre Krankheit besiegen zu können. Ilse wird uns fehlen, sie gehörte zum festen Kern von Siloah und hinterlässt eine Lücke, die nicht so leicht zu füllen sein wird.

• Monika Winkler und Werner Müller •
In Memory Ilse Busse

Am 31. Januar 2020 ist Ilse Busse, ein langjähriges treues Siloah-Mitglied, nach längerer Krankheit verstorben. Obwohl wir alle wussten, dass Ilse schwerkrank war, war die Nachricht von ihrem Tod doch ein Schock für uns. Ein Trost war, dass sie friedlich eingeschlafen war und nicht leiden musste.

Das Licht der Welt erblickte Ilse am 22. September 1953 in St. Blasien bei Waldshut, wo sie zunächst mit ihren zwei Geschwistern aufwuchs. Vermutlich war dabei ihre leichte Behinderung, abgesehen von gelegentlichen epileptischen Anfällen, nicht allzu sehr von Bedeutung. Dies war dann erst seit etwa 2003 der Fall, als Ilse zunehmend auf den Rollstuhl und somit auf mehr Hilfe angewiesen war.

Da Ilses Vater Meteorologe war, war dies mit einigen beruflichen Versetzungen verbunden. So gelangte die Familie auch nach Vogtareuth – zwischen Wasserburg und Rosenheim –, von wo aus Ilse zu Beginn der 1980er-Jahre nach München kam. Nachdem sie dort zunächst im Spastiker-Zentrum war, kam sie dann in die Stiftung Pfennigparade, wo Ilse in der Kunstwerk-Abteilung im Bereich Keramik ein Betätigungsfeld gefunden hatte, das zu ihrem Metier wurde.

Daneben war Ilse Mitglied in einige Behinderten-Initiativen – doch hauptsächlich im Begegnungsladen Siloah, wo sie seit etwa 1985 die monatlichen Töpfernachmittage anbot. Zudem war Ilse auch in dem „Aktiven-Kreis“, in dem besprochen und koordiniert wurde, was in Siloah angeboten werden soll.

Da Siloah bis etwa 1995 auch vom Arbeitskreis Behinderte (AKB) mitgetragen wurde, gab es darin verschiedene Arbeitskreise, denen Ilse angehörte. Zu nennen sei der AK „AKB-Bladl“ (späteres „AKB-Magazin“), in dem Ilse fast von Anfang an aktiv war. Neben dem Schreiben zu unterschiedlichen Thematiken stellte sie darin auch barrierefrei zugängliche Cafés mit Fotos vor.

Sehr gern nahm Ilse auch an Veranstaltungen und Unternehmungen aller Art teil, die von Siloah angeboten wurden. Große Freude bereitete Ilse hierbei alles, was mit Musik zu tun hatte. Aber auch die Tagesfahrten und Reisen hatten es ihr angetan. Siloah war für sie zur zweiten Heimat geworden.

Ilse war wirklich ein besonderer Mensch mit Ecken und Kanten. Schmeicheleien und Höflichkeitsfloskeln fielen ihr schwer. In Siloah fand sie auch Menschen, die sie akzeptierten und mochten. Dies gab ihr eine gewisse Geborgenheit, die jeder Mensch braucht.

Wir werden sie sicherlich nicht vergessen und ihr ein liebevolles Gedenken bewahren.

• Gudrun Steinkopff •
Nachdenken über Ilse Busse

Du hast uns verlassen, liebe Ilse. Vor einigen Tagen erfuhr ich es, und es schmerzte mich tief.
Seit 1985 hast Du Töpfernachmittage angeboten, also 35 Jahre lang. Damit warst Du schon eine der tragenden Säulen unseres Begegnungsladens, der sich damals in der Schmied-Kochel Straße befand!
In den 80er/90er Jahren sind wir uns oft begegnet: mittwochs in der Teestube, bei Veranstaltungen und bei vielen Wochenendfreizeiten. Einige Orte bleiben mir im Gedächtnis: Langau, St. Ottilien, Kempfenhausen, Thalhäusl, Babenhausen und auch Kloster Bernried. Wir trafen uns bei Gert Gruber in der Gotzingerstraße, nahmen die Beifahrer auf, ehe wir mit unseren Privatwagen das Wochenendziel ansteuerten. Ab 1986 gab es zusätzlich auch einen VW-Bus zwecks Beförderung. Unvergessen: Ich habe Dich oft in meinem Auto mitgenommen – zusammen mit Doris u.a. .
Noch etwas ganz anderes: Ilse, Du warst die wandelnde „Werbetante“: Anfangs (das war vor meiner Zeit) animiertest Du zum Kauf der Zeitschrift „Die Luftpumpe“, dann folgte das „AKB-Bladl “ vom Arbeitskreis Behinderte, zu dessen Inhalt auch Deine Beiträge gehörten. Meiner Erinnerung nach hast Du z.B. über Filme, Bücher und Events berichtet. Werner Müller kann dazu mehr sagen. Und dann hast Du natürlich auch stets für das Siloah-Programm geworben. Bei diversen Veranstaltungen hattest Du es immer dabei!
Du hast viel für Siloah getan. Mit Deinem Angebot, dem Töpfern – es war Dein Metier – hast Du Menschen zusammengeführt und ihre Kreativität fördert. Dafür gebührt Dir größter Dank, liebe Ilse!
Meine Gedanken beleuchten natürlich nur einen Aspekt Deines Lebens. Er reicht aber, um festzustellen:
Du bist nicht vergessen!

Wir betrauern den Tod von Rudi Sackerer, ehemaliges Mitglied im Vorstand der Fördergemeinschaft Cunit e.V.

Schon wieder haben wir in Siloah einen Anlass zur Trauer:
Erst vor kurzem haben wir erfahren, dass im März 2020 unser langjähriger Wegbegleiter und Mitarbeiter Rudi Sackerer verstorben ist.

Der gelernte Machinenbautechniker und lebenslang „überzeugte BMW-ler“, der seinen Beruf aufgrund einer offenbar progressiven Erkrankung nicht mehr ausüben konnte, hatte unseren Gründer-Vater Gert Gruber schon länger gekannt, als dieser ihn im Frühsommer 1992 dazu bringen konnte, sich aktiv in unseren Trägerverein, die Fördergemeinschaft Cunit e.V., einzubringen. Im selben Jahr noch war er bereit dazu, sich sogar in den Vorstand wählen zu lassen, wo er schon bald sehr positive Wirkung entfalten konnte, nicht „nur“ im mit-menschlichen Bereich, sondern auch in Sachen Vereins- und Hintergrundarbeit. Er war durchaus ein kritischer Geist, der Sachlagen und Entscheidungen gerne nochmal hinterfragt hat, und insofern nicht immer bequem im Umgang. Doch er war uns eine große Stütze, zumal er viele Entscheidungsträger kannte und auch politisch und sozial sehr engagiert war, solange er das konnte – etwa auch als Gemeinderat (für Bündnis 90 / Die Grünen) in seinem Wohnort Kirchheim-Heimstetten.

Ich möchte hier von der langen Reihe seiner sachdienlichen Aktivitäten für die FGC nur zwei besonders kritische Phasen erwähnen, in denen Rudi mit seinen hilfreichen Beziehungen und seinem für unsere Thematik und unseren Wirkungsbereich so effektiven und nützlichen Sachverstand für den Verein und damit auch für Siloah sehr wichtig wurde: 2002/03 war es in der ebenfalls vom Verein getragenen Trainingswohngruppe zu massiven Problemen im dortigen Leitungsteam gekommen, die uns zu mehrmaligem Wechsel zwangen und zusammen mit neuen Vorschriften und anderweitigen Problemen dazu führten, dass wir diese Einrichtung schließlich an das Augustinum übergaben. Und die zweite, noch schwierigere Phase, in der wir sehr dankbar waren für die praktische Mitarbeit und den kompetenten Rat von Rudi, ergab sich 2003/04 nach dem unerwarteten Tod von Gert Gruber, der im Endeffekt zu grundsätzlichen Weichenstellungen und Entscheidungen über das weitere Fortbestehen und den ganzen Charakter und die Entwicklung von Siloah führte – und auch bei dieser geradezu existentiellen Notlage war es gut und wichtig, jemanden wie den Rudi in unserem Team zu wissen.

2004/05 zog Rudi Sackerer sich zurück, blieb aber dem Verein treu und fühlte sich nach wie vor stark mit unserem Projekt verbunden.
Diese Verbundenheit beruhte durchaus auf Gegenseitigkeit: Es war viele Jahre gut mit dem Rudi und, ich denke, auch für den Rudi, und er war gut für uns und unser Anliegen – wie gesagt: Sein Tod ist auch für uns heute wahrlich Anlass zur Trauer – und zu großer Dankbarkeit.

Jürgen Pfefferlein, langjähriger Wegbegleiter in der Vorstandsarbeit

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